„Freiheit! Du freundlicher menschlicher Name, der Du alles sittliche Beliebte, was mein Menschentum am meisten würdigt, in Dir fassest, und mich zu niemandes Diener machst, der Du nicht bloss ein Gesetz aufstellst, sondern abwartest, was meine sittliche Liebe selbst als Gesetz anerkennen wird, weil sie jedem nur auferzwungenen Gesetze gegenüber sich unfrei fühlt.“ (Rudolf Steiner)
Der Kantsche Imperativ „Handle so, dass die Grundsätze deines Handeln für alle Menschen gelten können“ ist der Tod der individuellen Freiheit, weil es das Ende der menschlichen Entwicklung wäre. Rudolf Steiner hat bereits deutlich darauf hingewiesen, dass eben gerade NICHT wie alle Menschen handeln würden, für mich massgebend sein kann, sondern nur, was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist!
Wir sehen heute – durch Genormtheiten und Gesetze – wie der Kantsche Imperativ uns von der Freiheit entfremdet in dem der heutige Paragraphen-Wut vom individuellen Denken entbindet und den Menschen zur programmierbaren Maschinen macht: programmiert per Gesetz und somit sozialistisch tauglich. Wohin das führt erleben wir gerade in dem Kadaver-Gehorsam unter dem gegenwärtigen Corona-Irrsinn. Das ist zwar der Weg in die (wohl angestrebte) Technokratie, er führt uns aber auch weg vom Menschsein und uns selber. Darum wird auch diese Form der Diktatur scheitern!
Jede menschliche Moral muss letztlich eine individuelle sein! Warum ist das so? Der Mensch erreicht sein geistiges Menschsein eben erst in der Entfaltung seiner Individualität. Rudolf Steiner beschreibt in seinem Buch ‚Die Philosophie der Freiheit‘ dann auch schön diese Individualität: „Das Individuelle in mir ist nicht mein Organismus mit seinen Trieben und Gefühlen, sondern das ist die eigene Ideenwelt, die in diesem Organismus aufleuchtet.“. Unsere Triebe, Instinkte und Leidenschaften begründen nichts weiter, als dass wir zur Gattung Mensch gehören. Der Umstand, dass wir diese auf eine besondere Art ausleben begründet die Individualität.
„Eine Handlung wird als eine freie empfunden, soweit deren Grund aus dem ideellen Teil meines individuellen Wesens hervorgeht; jeder andere Teil einer Handlung, gleichgültig, ob er aus dem Zwange der Natur oder aus der Nötigung einer sittlichen Norm vollzogen wird, wird als unfrei empfunden.“ Werde ich von Regierung oder Gesellschaft gezwungen gegen meinen Willen zu handeln zerstört das das soziale Gefüge, auf das wir heute und morgen angewiesen sind! Warum ist das so? Ein Zwang entbindet mich meiner Zustimmung und meine Zustimmung kann ich erst geben, wenn ich selber denkerisch durchdrungen habe, was für mich in einer gegebenen Situation das Richtige zu tun ist. Der Staat will nicht mein Verstehen, der Staat will meinen Gehorsam.
Als Mensch muss ich mich jedoch ohne Zwang mit der Situation so auseinandersetzen – denkend -, dass ich eine Entscheidung fällen kann, die ich als Individuum vertreten kann. Diese Entscheidung mag in den Augen anderer falsch sein (auch in den Augen eines Staates) aber sie ist meine.
Geht es nun darum eine sog. ‚sittliche‘ Entscheidung zu treffen – also eine, die für eine Gemeinschaft und nicht nur für mich gut ist – dann muss ich denkerisch die Gesellschaft und mich in einen Bezug setzen und diesen Bezug unter Einbezug der Tat oder der Verweigerung einer Tat reflektieren. Das ist individuelles Denken! Das begründet die Freiheit!
„Frei ist der Mensch insofern er in jedem Augenblick seines Lebens sich selbst zu folgen in der Lage ist. Eine sittliche Tat ist nur meine Tat, wenn sie in dieser Auffassung eine freie genannt werden kann.“ (Rudolf Steiner)
Dass eben gerade nicht egoistisches und sozial gefährdendes Handeln die Freiheit begründet, legt Rudolf Steiner in seiner Maxime des Handelns dar: „Leben in der Liebe zum Handeln und Leben lassen im Verständnis des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen!“
Es geht eben nicht darum, ob der Mensch in all seinen Handlungen frei ist sondern darum, dass in jedem Menschen eine tiefere Weisheit wohnt, in der sich der freie Mensch ausspricht.
QUELLE: Philosophie der Freiheit von Rudolf Steiner