Sicherheit versus Freiheit

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Eine Kerbe wird in die Welt geschlagen. Ein Spalt, der durch die Corona-Krise noch mehr vertieft und geweitet wird. Trennen der Einen, deren höchstes Gut die Freiheit ist, von den Anderen, deren höchstes Gut die Sicherheit ist. Beides können wir wohl als Grundbedürfnisse des Menschen bezeichnen. Doch wie verhält es sich wirklich mit diesen beiden Bedürfnissen, die heute als Ansprüche politisch hart umkämpft werden? Müssen wir tatsächlich eines aufgeben um das Andere zu erhalten? Oder wird hier (bewusst) getrennt was eigentlich zusammengehört mit dem Ziel einer weiteren Spaltung?

Was meinen wir denn, wenn wir Freiheit einfordern? Meinen wir die Freiheit tun zu können was wir wollen? Wird so Freiheit in ihrem Wesenskern erfasst oder meinen wir nicht einfach Egoismus: uneingeschränkt tun zu dürfen, was wir wollen? Welches Freiheitsverständnis liegt der Freiheit, die heute so bedroht scheint, zugrunde?

Und was meinen wir, wenn wir Sicherheit einfordern? Meinen wir die Sicherheit unserer Gesundheit (Gesundheitssicherheit) oder die Wahrung unserer Rechte (Rechtssicherheit)? Wohl beides, ohne ihre enge Verbundenheit zu erkennen. Aber können wir Gesundheitssicherheit angesichts der Unberechenbarkeit des Lebens überhaupt einzufordern? Und wenn ja, von wem? Ist das Leben sicher? Oder sollten wir sicher leben wollen auch wenn das Leben Unsicherheit bedeutet? (Um eine gewisse Unvereinbarkeit zwischen Sicherheit und Leben in einem Wortspiel auszudrücken).

Das Leben bietet viele unabsehbare und darum oft nicht vermeidbare Unsicherheiten. Denken wir nur an den berühmten Ziegel, der einem auf den Kopf fallen könnte. Sicher, Gefahren können reduziert werden, ganz eliminieren aber können wir Gefahr und Unsicherheit nicht ohne dabei Gefahr zu laufen das Leben selber zu ersticken. Es abzuwürgen um erst zu erwachen wenn unsere Freiheit bedroht ist. Und so wird uns bewusst, dass Sicherheit und Freiheit so weit auseinander gar nicht liegen können.

Kein Mensch will einem andern Menschen Schaden zufügen. Und doch, wo sich Menschen begegnen beginnt der Austausch, auch von Keimen. Das geschieht aus gutem Grund. Wäre das ein Problem, wäre die Menschheit schon vor zig tausenden von Jahren ausgestorben.

Während eine Ansteckung bei einigen zu Schaden führt, führt es bei den meisten zur Stärkung der Immunabwehr. Das ist ja gerade das wunderbare am Leben, dass wir erstarken durch austauschen, durch anstecken und auseinandersetzen! Doch manchmal ist das begleitet von Schmerzen. Und manchmal führen solche Schmerzen zum Tod. Vielleicht früher als erwartet tritt der Tod ein, doch dafür hoffentlich gefüllt mit Leben. Wer befiehlt, dass wir alle 90 Jahre alt werden müssen, bevor wir sterben dürfen? Wer bestimmt, dass die Anzahl Lebensjahre höher zu gewichten sind als die Lebensqualität? Wer behauptet, dass der Tod in jungen Jahren ein sinnloser Tod ist, und dass Schmerzen überhaupt sinnlos sind, verkennt das Leben!

Sicher, niemand soll andern mutwillig Schaden zuführen dürfen, weder gesundheitlichen noch andern. Wenn wir also mit Gesundheitssicherheit meinen nicht durch Mutwilligkeit anderer zu Schaden zu kommen, dann sprechen wir eigentlich von Rechtssicherheit. Denn Recht soll schützen vor Mutwilligkeit. Eine Ansteckung mit Krankheitskeimen würde also dann als Rechtsverletzung gelten, wenn (künstliche) Keime vorsätzlich unter Menschen freigesetzt würden. Das von einer Ansteckungen im Alltag zu behaupten wäre indes absurd.

Selbst wenn durch Massnahmen mögliche Ansteckungen verhindert würden – und ich sage bewusst ‚würden’, denn das ist bei den meisten Massnahmen alles andere als klar – wären Massnahmen gerechtfertigt, wie der Verbreitung von Angst sowie Massnahmen, die zu grossflächigem Arbeits- und Existenzverlust, Sauerstoffmangel und sozialer Isolation führen? Berechtigt die Angst vor Erkrankungen die Suspendierung der Grundrechte? Ist das im Interesse möglicher Betroffener oder werden diese dadurch zu Sündenböcken? Welche Risiken und ‚Nebenwirkungen’ haben solche anti-sozialen Massnahmen gerade auf unsere Gesundheit und unsere Sicherheit? Verhindern sie Krankheit, Tod, Leiden oder führen sie zu mehr Krankheit, Tod und Leiden? Helfen sie denen, die vielleicht erkranken, vielleicht sterben?

Können wir Ansteckung wirklich verhindern? Wohl nur wenn wir alle vermeintlichen Erreger kennen würden und einwandfrei nachweisen könnten und zudem deren Inkubationszeit und Ansteckungsdauer wüssten. Das ist aber nicht die Realität. Und selbst wenn wir das wüssten und könnten, dann wäre die Konsequenz, dass wir das Leben suspendieren um nur noch getestet zu werden und auf Testergebnisse zu warten. Ein gewinnbringender Wunsch für den medizinisch-industriellen Komplex; doch absurd für die Menschheit!

Eine Ansteckung aber könnten wir verhindern: die Verbreitung von Angst! Angst können wir nachweisen; wir alle kennen sie und wir wissen um ihre Folgen. Wir wissen, dass sie krank macht und tötet, und vor allem wissen wir wie sie verbreitet wird.  Erwiesenermaßen geht von Angst die grösste Gefahr aus, sowohl für unsere Gesundheit als auch für unsere Freiheit!

Wo also unsere Gesundheit gefährdet wird durch unsichere Massnahmen, Massnahmen, die Angst verbreiten (gerade wenn das die Absicht der Massnahmen wäre), da ist das Einfordern von Sicherheit – nicht zuletzt zum Schutz unserer Gesundheit – ein Gebot der Stunde.

In Zeiten der Unsicherheit Angst zu verbreiten ist in falsch. Können wir Angstmachens nicht unterbinden weder durch Regierung noch durch Gerichte, wird auch die Rechtssicherheit zerstört. Wird vom Staat eine Bedrohung aufgebaut um Angst zu verbreiten und dann Grundrechte ausser Kraft gesetzt – deren Aufgabe gerade auch darin besteht individuelle Freiheit zu wahren – verliert der Staat seinen Sinn.

Leben ist ansteckend (Krankheitskeime sind jedoch wohl der kleinste Teil davon) und das ist gut so. Sich vor dem Leben schützen zu wollen bedeutet das Leben zu verneinen, heisst Totenstarre noch vor dem Tod. Wenn wir das erkennen, erkennen wir auch, dass Sicherheit und Freiheit Hand in Hand gehen; gehen müssen. Wo keine Sicherheit mehr herrscht; herrscht Angst. Und dann kann von Freiheit keine Rede mehr sein, denn Angst macht unfrei!

Sicher, Freiheit birgt Risiken; auch Risiken, welche die eigene Gesundheit betreffen können. Sie gibt aber auch Sicherheit, Sicherheit eben gerade wenn es um die eigene Gesundheit geht; Sicherheit, dass letztlich selber entschieden wird, selber entschieden werden darf, selber entschieden werden muss! Den Weg nennen wir Mündig werden. Das Ziel ist die individuelle Freiheit und ohne diese finden wir nicht zu unserer Sicherheit; höchstens zu einer Scheinsicherheit, deren Wahrung wir von andern, vom Staat erwarten und die dann – wie wir jetzt erleben – auf Kosten unserer Freiheit geht. Wir sehen: Freiheit und Sicherheit schliessen sich nicht aus, sie sind eigentümlich verbunden!