Was passiert, wenn die Ausgebeuteten ihren Teil am Wohlstand fordern? Was passiert, wenn Ausgebeutete mit Hilfe ihrer politischen Rechte Demokratie einfordern? Ich habe ein Zeitdokument wiedergefunden, das den Umgang der Machteliten mit demokratischen gerechtfertigten Ansprüchen aufzeigt.
In Chile wurde 1970 (vor 51 Jahren, also nicht in einer barbarischen Ur-Vergangenheit) ein Präsident gewählt; wir könnten sagen, einer mit marxistischer Gesinnung. Denn die Wahlmehrheit wolle die Entmachtung des in- und ausländischen Monopolkapitals,
die Rückführung der Bodenschätze in nationale Hände, die Vergesellschaftung der Banken und Schlüsselindustrien, eine echte Bodenreform und die Beseitigung der Arbeitslosigkeit.
Das passierte:
Der US-Amerikanische Grosskonzern ITT bot dem US-Geheimdienst über 1 Million Dollar zum Sturz von Präsident Allende, der US-Kupferkonzern Kenncott drückte den Preis für chilenisches Kupfer an allen Weltbörsen, Chiles Grossgrundbesitzer schlachteten ihr Vieh und liessen die Felder veröden, Chiles Grossindustrie schaffte Devisen in Millionenhöhe ins Ausland und sabotierten durch Produktionstop die Wirtschaft, Chiles Kleinbürgertum organisierte sich in paramilitärischen Verbänden, künstliche Warenverknappung führte zur Inflation, die nationale Wirtschaftskrise verschärfte sich durch den mit US-Dollarn finanzierten Streik der LKW-Fahrern, Durch Mord und Terroranschläge gegen Mitglieder der gewählten Regierung wurde künstlich ein Klima der inneren Unsicherheit geschaffen.
Im September 1973 putschte das Militär und Präsident Allende wurde in einem Angriff auf den Präsidentenpalast liquidiert. Seine politische Partei wurde verboten. Im ganzen Land wurden KZ’s mit Mitgliedern und Sympathisanten*innen seiner Partei gefüllt. Bis Ende 1973 wurden über 20’000 Ermordete gezählt. Die vergesellschaftlichten Betriebe wurden reprivatisiert. Der Kupferpreis an den Börsen stieg sprunghaft an.
(Dieser Text ist Teil des Nachworts von Pit Sander zu dem Buch „Der gute Stern des Janusz K“ vom Weismann Verlag)