Kultur bei Tieren

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Immer wieder wird neueren Datums von Kultur bei Tieren gesprochen. Es wird behauptet, Tiere seien kulturfähig, weil einige von ihnen ihre Umwelt gestalten und tradiertes Können an Nachkommen weitergeben.

Was bedeutet Kultur? Der Duden beschreibt Kultur als die „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung“. Gemäss dieser Deutung ist Kultur eine menschliche Errungenschaft, die der Natur gegenüberstellt wird. Richtiger wäre wohl, dass die Grundlage jeder Kultur die Natur ist. Kultur – von Kultivieren – ist demnach das, was wir Menschen aus den natürlichen Grundlagen hervorbringen, zwecks Höherentwicklung unserer selbst.

Die zentrale Frage stellt sich nun, können wir Menschen begründen, warum wir die Natur kultivieren? Wenn dem so ist, dann wären Tiere nicht kulturfähig. Da sie nicht der Sprache fähig sind (wohl aber der Kommunikation) müssen wir davon ausgehen, dass sie ihr Tun nicht begründen können.

Biologen:innen resp. Verhaltensforscher:innen schreiben Tieren Kulturfähigkeit zu. Sie berufen sich dabei auf einen Wissensfundus bei Tieren, der durch soziales Lernen weitergegeben wird. Als seelenfähige Wesen sind Tiere auch sozial (manchmal mehr als wir Menschen). Was aber tatsächlich weitergegeben wird, ist nicht Wissen, sondern Können. Soziales Lernen ist ein wichtiger Faktor, gerade bei höher entwickelten Tieren, um (lebenswichtiges) Können weiterzugeben respektive, um das Können anderer wahrzunehmen und selber umzusetzen. So lernen wir übrigens als Kinder.

Als lernfähige Wesen können Tiere kopieren. Was sie nicht können ist begründen, warum sie tun, was sie tun. Ausdruck solcher Begründungen wäre Sprache und die fehlt Tieren. Wir Menschen sind im Normalfall sprachbegabt und können bei entsprechenden kognitiven und reflexiven Fähigkeiten unser Handeln begründen und auch hinterfragen. Ob solche Begründungen stichhaltig, zielführend, richtig oder falsch sind, sei hier dahin gestellt.

Natürlich können wir Begriffe erweitern, gar ändern. Doch wozu? Wir entfremden sie nicht nur dem Denken, das dahinter liegt, nein, wir veröden die Sprache bis uns Worte und somit Ausdrucksmöglichkeiten fehlen, auch Worte, die uns Menschen von andern Wesen und Robotern abgrenzen. Die im Trend liegende Verödung und Entfremdung unserer Sprache (dazu gehören auch die stetig zunehmenden Anglizismen) sind eine Absage an unsere Höherentwicklung, als Ausdruck unserer Kultur. Sie stellt unserer gegenwärtigen Entwicklung als Menschen ein schlechtes Zeugnis aus. Warum als berauben wir uns unserer Kultur, durch die Zweckentfremdung von Begriffen?