“Wir dürfen zwar Leiden, aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen.”

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von Etty Hillesum (15.01.1914 – 30.11.1943)

Ich fand diese tief berührende Würdigung von Etty Hillesum’s Leben von Christa Dregger in der neuen Ausgabe des Zeitpunkt mit dem wunderbaren Titel ‘Machbar! Was die Menschen alles können’ und den noch wunderbareren Beispielen darin. Darunter auch dieses:

Bereits im Konzentrationslager Westerbork eingekerkert, schrieb Etty dieses Bekenntnis, ein Bekenntnis an das Leben: “Das Elend ist wirklich gross, und dennoch laufe ich oft am Abend, wenn der Tag hinter mir in der Tiefe versunken ist, mit federnden Schritten am Stacheldraht entlang, und dann quillt es mir immer wieder aus dem Herzen herauf – ich kann nichts dafür, es ist nun einmal so, es ist von elementarer Gewalt: Das Leben ist etwas Herrliches und Grosses, wir müssen später eine ganz neue Welt aufbauen – und jedem weiteren Verbrechen, jeder weiteren Grausamkeit müssen wir ein weiteres Stückchen Liebe und Güte gegenüberstellen, das wir in uns selbst erobern müssen. Wir dürfen zwar leiden, aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen!”

Etty wird am 30. November 1943 – kurz nach ihren Eltern und noch vor ihren Brüdern Mischa und Jaap – im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von den Nazis ermordet.

Dieser Text ist nicht nur eine Würdigung des Lebens, des menschlichen Lebens und seiner Kraft. Und das in einer Zeit, wo so vieler orts dem Leben wieder Gewalt entgegen weht und es zu erwürgen droht. Ich wünsche mir, dass Etty’s Stimme, ihr Wesen, ihre Herzenskraft gerade auch die Jugendlichen in den Flüchtlingslagern, der illegal besetzten Gebiete Palästinas, berührt. Denn es gibt Leiden, das nicht vergebens ist; Schmerz aus dem Liebe hervorgeht und die Herzen der Menschen neu erkraftet.